Alte Zöpfe abgeschnitten. Hab ich schon wieder gemacht. Endlich.
Meine Feststellung: Immer wieder erstaunlich, wie lange das doch dauert. Fast so lange, wie die echten Zöpfe brauchen um wieder nachzuwachsen.
Aber wieso ist das so? Eigentlich ist es doch "nur" ein Schnitt. Schipp schnapp, die alten Zöpfe ab.
Echte Zöpfe. Partner-Zöpfe. Haus-Zöpfe. Unternehmens- und Produkt-Zöpfe. Oder wie in meinem Fall: Konzept-Zöpfe. Egal. Mit nur einer Entscheidung sind sie ab.
Aaaaaaaber biiiiiiiis dieeeeeeses schnipp schnapp passiert. Kann es dauern.
Es sei denn, deine Friseurin heißt Nina. Setzt dich auf einen Stuhl vor einem abgehängten Spiegel. Und zwei Stunden später wird aus schulterlang brünett ein blonder Pagenschnitt.
Auf die Frage nach dem WARUM kommt die Antwort: Das hat nicht mehr zu dir gepasst.
Und daher kommt auch diese Redewendung.
Ich habe das für dich gegoogelt.
Im 18. Jahrhundert war es üblich, dass Männer Zöpfe trugen. Es war sogar erstrebenswert. Soldaten hatten Zöpfe. Adlige auch. Also alle, die was darstellten. Wer keinen Zopf hatte, trug wenigstens eine Perücke. Man(n) kann ja einfach so tun als ob.
So. Dann revolutionierte sich die Gesellschaft. Dieser Prozess mündete in der Französichen Revolution 1789. Und das, was vorher erstrebenswert war, wurde ein Symbol für Rückständigkeit. Es hat nicht mehr in die Zeit gepasst.
Die Zöpfe wurden belächelt, verachtet, abgeschnitten und symbolisch verbrannt. Was vorher als erstrebenswert galt, war auf einmal uncool.
Du trägst Zopf und die Leute so PFUIIII. Gestern warst du noch HUIIII. Heute veraltet, überholt und verstaubt.
Dieser Wandel kam nicht über Nacht. Er passierte im Einklang mit Entwicklungen in der Gesellschaft. Möglicherweise ist es wie mit einer Erkältung. Man sagt doch: Sie kommt x Tage, bleibt x Tage und geht x Tage. Ich glaube x ist sechs. Für das Prinzip ist es egal.Irgendwann merkt man: Jetzt ist der Zeitpunkt, wo alte Zöpfe ab gehören.
Irgendwann merkt man: Jetzt ist der Zeitpunkt, wo alte Zöpfe ab gehören.
Und genau so war es auch bei mir.
Dieses neue Konzept. Das war "auf einmal da". Damit es aber sichtbar werden kann, braucht es dieses Kommen, Bleiben und Gehen.
Blöd nur, dass wir nur das Bleiben lernen.
Kontinuierlich verbessern, wachsen, überprüfen, Fehler minimieren, weiter entwickeln, beschleunigen, erweitern und so weiter. Das alles ist das Bleiben.
Was ist denn dann das Kommen?
Das ist, wenn der erste anfängt einen Zopf zu tragen :D Wenn alle verdutzt gucken. Und sich über den Zopf wundern. Mit dem Kopf schütteln. Sich wundern was das soll. Es nicht verstehen.
Ja.
Das findet nicht nur um dich herum statt. Die erste Hürde ist in dir drin.
Wenn du selbst auf dein kommendes Konzept schaust. Mit dem Kopf schüttelst. Dich wunderst was das soll. Es selbst noch nicht so ganz und gar verstehst. Aber irgendwie merkst du: Die Idee ist gekommen um zu bleiben.
Ja.
Und das Gehen?
Das ist mal richtig krass. Das lernen wir unter keinen Umständen.
Niemand hat ein Interesse daran. Wieso auch?
Es hat sich doch bewährt. Alle sind daran gewöhnt. Jeder weiß, was zu tun ist. Und es ist ja auch nicht schlecht. Also. Schlecht ist es nicht. Und du hast diesem Zopf so vieles zu verdanken. Es wäre frech das jetzt alles so schlecht zu reden.
Und der Zopf steht dir ja auch so gut. Woran sollen die Menschen denn sonst erkennen, dass du ehrenhaft bist. Außerdem ist der Spatz in der Hand besser, als die Taube auf dem Dach. Wenn die Haare erstmal ab sind, greifst du aus Gewohnheit rein und da ist nichts.
Wenn etwas gehen muss. Dann ist da erstmal nichts mehr.
Ja, okeh. Die Idee vielleicht. Aber versuch die mal zu fassen zu kriegen. Das dauert. Und so lange hast du nichts.
Keinen Partner, kein Haus, kein Unternehmen, kein Produkt oder auch kein Konzept.
Puh.
Unbequem.
Kein Wunder, dass wir das nicht lernen.
Das Bleiben hat deutlich mehr Vorteile.
Aber fest steht: Wenn etwas nicht geht, kann nichts Neues kommen.
Hätte Nina mir die Haare nicht einfach ungefragt abgeschnitten, hätte ich nicht diesen wunderbaren platinblonden Pagenschnitt gehabt. Und alle Erfahrungen, die damit einher gingen auch nicht.
Warum hat sie das gemacht? Weil sie das kannte, was kam. Weil sie das kannte, was blieb. Und weil sie gemerkt hat, dass jetzt der Zeitpunkt zum Gehen war.
Und das war ihr Beitrag. Als Expertin für Haare.
Hätte ich sie zu meinem Konzept befragt. Sie hätte mir geraten: Schneide alte Zöpfe ab. Wächst doch wieder nach.
Woran sie gemerkt hätte, dass es Zeit ist?
An meinem Schleier der Unzufriedenheit.
War das alte Konzept schlecht? Nein.
Es passte nur nicht mehr in die Zeit.
Jetzt hatte ich zwei Möglichkeiten:
A) Warten bis die Zeit sich wieder zurück dreht.
B) Ein neues Konzept machen. Eins das in diese Zeit passt. Eins das den Schleier aus Unzufriedenheit gehen lässt.
Ja.
Ich habe mich für B entschieden.
Nun. Wenn ich bedenke, wie lange das alte Konzept kam und blieb. So lange wollte ich nicht mit dem Gehen verbringen.
Wie gut, dass ich Expertin für Veränderungen bin! Man muss auch mal Glück haben ;)
Wie lange hat es gedauert? Das Gehenlassen? Zwei Monate grob. Das Kommen auch nochmal. Und das spruchreife Bleiben einen Monat.
Wieso kann ich es so genau sagen?
Weil es bei meinen Kunden auch so lange dauert. Und das ist schon kurz.
Geht es noch kürzer?
Ja. Mit rund um die Uhr Begleitung. Aber wer will das schon.
Wir müssen das lernen. Dieses Gehen, Kommen und Bleiben.
Die Zeit wird sich jedenfalls nicht langsamer drehen.
Leichter gesagt als getan? Ja. Aber es hilft nun mal nix.
Woran du merkst, dass die alten Zöpfe ab können?
- Da ist dieser Schleier der Unzufriedenheit. Der verhindert, dass du klar siehst was drunter ist.
- Dann ist da diese Vermutung, dass unter dem Schleier etwas Großartiges ist.
- Und bei dem Gedanken an das Neue könntest du dir vor Angst in die Hose machen. Hast aber gleichzeitig große Lust dieses Neue zu erleben.
An diesen drei Punkten merkst du es.
Erst das Gehen, dann das Kommen und zum Schluss erst das Bleiben.
In. Genau. Dieser. Reihenfolge.
Nicht hin und her springen.
Sonst wird das blöd. Erst schneidest du ein Stück ab. Dann soll es wieder nachwachsen. Dann doch wieder ab. Und so weiter. Damit das in deinem Business-Change nicht passiert, werde ich deine Nina sein.
Das Meiste ist noch nicht getan - Vorhang auf, für deine Veränderung!